Neckarcross 2023

Bericht Neckarcross 2023

Von Annabelle Bröstl.

Sonntagmorgen, 7.30 Uhr.

Mystisch liegt der Nebel über dem Neckartal bei Hirschhorn, als wir uns vor dem Rathaus in Hirschhorn zum Streckenbriefing des 2. DAV Neckarcross Ultramarathons einfinden.

Noch ist die Luft frisch, doch in Erwartung eines angenehmen Laufwetters haben sich die ca. 30 anderen Teilnehmer des 59km langen Traillaufes für ein sommerliches Outfit entschieden. Es herrscht ein herzliches Willkommen und Hallo, als ich meine Startunterlagen abhole und voller Vorfreude einige bekannte Gesichter wiederfinde. Viele Starter sind bereits erfahrene Ultraläufer, die eigentlich auf längeren Strecken zuhause sind. Diesen Lauf, so werden sie es mir später erzählen, sehen sie als ideale Vorbereitung für 100km-Wettkämpfe, die im Sommer in den Bergen stattfinden. Doch auch Neulinge in der Ultra-Laufszene kommen hier auf ihre Kosten, da man, obwohl es sich teilweise so anfühlt, nie fernab der Zivilisation ist, um das Rennen im Notfall auch verkürzen zu können.

8 Uhr, der Start erfolgt mit dem freudigen Bellen von Picasso, dem erfahrenen „Trail-Dog“, der mit seinem Team aus Frauchen und Freunden eine sympathische Version des Besenwagens darstellt.
Gleich zu Beginn des Rennens wird uns ein steiler Anstieg beschert, so dass wir direkt in einen schnellen Wanderschritt wechseln. Die Wiederholungstäter, zu denen ich zähle, wissen bereits, dass dies ein Vorgeschmack auf die Schmankerl ist, die Holger Gremmers, der Organisator des Laufes, auf der Strecke für uns bereithält. 2200 Höhenmeter wollen heute noch bezwungen werden, ein Alleinstellungsmerkmal unter den Ultraläufen in unserer Region. Schnell zieht sich das Teilnehmerfeld auseinander. Die ganz Schnellen lasse ich direkt ziehen, da ich noch recht verschlafen erst in das Rennen hineinfinden muss. Ein schneller Kontrollblick auf die Pulsuhr, dann geht es weiter.

Nie wird es langweilig, da es viele Up-und Downhills und kaum flache Passagen gibt. Der erste Downhill ins idyllische Langenthal ist schnell vorbei, da meine Beine noch fit sind. Nach dem nächsten Hügel, der sogleich folgt, wartet die erste Verpflegungsstation nach ca. 13 km, bei der ich bereits herzlich empfangen werde. Die ehrenamtlichen Helfer, darunter viele Laufkollegen und Freunde, füllen mir direkt mein Wasser auf und ich nehme mir zwei Käsestangen, da ich trotz des großen Verpflegungsangebots noch keinen großen Hunger habe.

Fast in Trance vergeht die Zeit von der ersten bis zur zweiten Verpflegungsstation bei km 30, da ich so langsam ins Rennen und meine Laufroutine gefunden habe. Auch hier gibt es wieder alles, was das Läuferherz höher schlagen lässt: selbstgebackene Kuchen, Salzstangen, alkoholfreies Bier und vieles mehr. Man merkt, dass diese Veranstaltung von erfahrenen Ultraläufern organisiert wird, die genau wissen, was man während eines langen Lauftages begehrt. Der nächste Anstieg wird zäh, da sich die zurückgelegte Strecke, die Höhenmeter, und die Downhills, die doch sehr zu schnellem Laufen verleiten, bemerkbar machen. Ich ziehe meine Kopfhörer an und lasse mich von meiner Musik treiben, um die kleine Downphase an mir vorbeiziehen zu lassen. Die Natur tut dabei das übrige: Immer wieder bieten sich tolle Ausblicke auf das Neckartal und die waldbedeckten Hügel des Odenwalds.

Nach 40 Kilometern überqueren wir den Neckar bei Neckargmünd zum ersten Mal. Inzwischen weiß ich schon genau, wer um mich herum läuft. Man hilft sich dabei den Weg zu finden und feuert sich gegenseitig beim nächsten Anstieg an. Die letzten 20 Kilometer der Strecke sind anspruchsvoll, aber ich freue mich bereits sehr darauf, da ich sie oft im Training gelaufen bin. Inzwischen ist es früher Mittag und aufgrund der steigenden Temperatur muss ich mein Wasser ein bisschen rationieren. Es gibt jedoch einige Brunnen an der Strecke, so dass man auch zwischen der VPs gut zurechtkommt.

Im schönen Mühltal wartet auch schon die letzte Verpflegungsstation, die ich zügig wieder verlasse, da ich mein Ziel von 7:30 Stunden bereits in greifbarer Nähe sehe. Der Anstieg zur Dilsburg hat es mit Steigungen von 30% wieder in sich, ich beiße mich durch und freue mich über den tollen Ausblick auf Hügel, die wir bereits morgens erklommen haben. So langsam sehne ich das Ende herbei, weiß ich doch, dass sich der letzte, eher flache Anstieg, noch ganz schön ziehen kann. Ich fülle mein Wasser ein letztes Mal an einem Brunnen auf und wandere zügig, die Kilometer zählend, weiter. Am letzten Gipfel angekommen bietet sich wieder eine fantastische Aussicht und die letzten 5km vergehen dann doch wie im Flug. Durch Hirschhorn gebe ich nochmal Gas und freue mich sehr, nach 7:38 Stunden im Ziel wieder alle von der Strecke bekannten Gesichter wiederzusehen!

Jeder ist sehr glücklich nach dem tollen Tag und wir sitzen noch eine Weile auf dem schönen Platz in Hirschhorn.

Bei Vielen ist es bereits klar: Bis zum nächsten Jahr!